Oktober ist Cybersecurity Awareness Month: Eine europaweite Initiative die darauf abzielt, das Bewusstsein für digitale Gefahren zu stärken und Menschen für sicheres Verhalten im Netz zu sensibilisieren.

Anstatt Ihnen einfach zu sagen: „Vorsicht vor Phishing“, machen wir ein kurzes Gedankenexperiment.

Stellen Sie sich Folgendes vor:

Es ist Dienstag, 10:30 Uhr. Ihre Buchhaltung bekommt eine E-Mail, die angeblich von Ihrem Geschäftsführer stammt: „DRINGEND: Quartalszahlung genehmigen“.

Die Nachricht: Eine wichtige Zahlung an einen Lieferanten muss sofort erfolgen, sonst drohen Vertragsstrafen. Die E-Mail enthält Ihr Logo, verweist auf ein echtes Projekt und bittet um eine Überweisung von 35.600 €.

Die Absenderadresse sieht auf den ersten Blick korrekt aus – bis Sie erkennen, dass sie h.mueller@ihrefirma.co statt h.mueller@ihrefirma.com lautet. Der Ton wirkt dringend, die Mail ist aber nicht auffällig genug, um Alarm auszulösen.

Was passiert jetzt?

Wenn Sie glauben, Ihr Mitarbeiter würde so etwas immer erkennen, liegen Sie leider falsch:

Laut IBM’s Cost of a Data Breach Report 2025 ist Phishing weiterhin der häufigste Angriffsvektor mit 16 % – und verursacht durchschnittlich 4,8 Millionen USD Schaden pro Vorfall. Generative KI reduziert den zeitlichen Aufwand, um einen überzeugenden Phishing-Angriff zu erstellen, von 16 Stunden auf 5 Minuten. 16 % aller Datenpannen beinhalten inzwischen KI-generierte Phishing-E-Mails oder Deepfake-Imitationen.

Awareness-Kampagnen gehen oft davon aus, dass Wissen automatisch zu richtigem Handeln führt. Unter Druck handeln Menschen jedoch nach Gewohnheit – und Cyberkriminelle wissen das. Deshalb kann eine gut gemachte Phishing Mail selbst erfahrene Mitarbeiter täuschen. Präsentationen und Quiztests decken die Lücken nicht.

Angreifer entwerfen ihre Nachrichten gezielt für Situationen, in denen Menschen Protokolle am ehesten umgehen: Enge Deadlines, hoher Druck, vertraute Absender.

 

Was Sie tun können:

  • Szenario-basierte Übungen: Simulieren Sie echte Bedrohungen mit Dringlichkeit, Autorität und vertrauten Details.
  • Verifikation normalisieren: Machen Sie es zur Routine, ungewöhnliche Anfragen über separate Kanäle zu prüfen.
  • Reporting belohnen: Jede Meldung, ob Fehlalarm oder echte Bedrohung, ist ein Erfolg.
  • Kontinuierliche Realitäts-Tests: Führen Sie unangekündigte Übungen das ganze Jahr über durch. Messen Sie die Reaktion, verbessern Sie Prozesse.
  • Die sichersten Unternehmen trainieren Mitarbeiter nicht nur, Bedrohungen zu erkennen. Sie geben ihnen die Macht, innezuhalten und zu prüfen.
  • Verifikation normalisieren: Ein kurzer Anruf oder eine Slack-Nachricht kann eine große Katastrophe verhindern.
  • Reporting belohnen: Mitarbeiter, die verdächtige Mails melden, stärken die Sicherheitskultur.
  • Regelmäßige Tests: Simulieren Sie Angriffe realistisch und lehrreich, nicht strafend.

 

Mit zunehmender KI-Kompetenz der Angreifer werden Fehler sichtbar, die früher verborgen waren. Firewalls, Endpunkt-Tools oder Backups schützen nicht vor menschlichen Fehlern.

Cybersecurity Awareness Month ist kein Häkchen auf einer Liste. Er sollte der Startpunkt für eine Kultur sein, in der „pausieren und prüfen“ Reflex ist.

Fragen Sie Ihr Team: Würden sie diese E-Mail erkennen? Wenn nicht, beginnen Sie heute mit realistischen Simulationen – bevor es zu spät ist.

 

FAQ: Social Engineering & KI-Phishing

 

1. Was ist Social Engineering?
Social Engineering beschreibt Manipulation durch Täuschung. Angreifer nutzen psychologische Tricks, um Menschen dazu zu bringen, vertrauliche Informationen preiszugeben oder riskante Handlungen auszuführen – etwa das Klicken auf einen Link, das Öffnen eines Anhangs oder das Freigeben einer Zahlung.

 

2. Wie nutzt KI Social Engineering?
KI-Modelle können täuschend echte E-Mails, Chat-Nachrichten oder Deepfake-Stimmen erzeugen. Sie imitieren Sprache, Schreibstil und Ton echter Personen – zum Beispiel Ihres CEOs oder eines Lieferanten. Dadurch wirken Phishing-Nachrichten glaubwürdiger und personalisierter als je zuvor.

 

3. Woran erkenne ich eine Phishing-E-Mail?
Achten Sie auf kleine Unstimmigkeiten:

  • leicht veränderte E-Mail-Adressen (z. B. .co statt .com)
  • ungewöhnlicher Ton oder Dringlichkeit („sofort handeln“)
  • Rechtschreibfehler oder unlogische Formulierungen
  • unerwartete Anhänge oder Links
    Wenn etwas „komisch“ wirkt – stoppen Sie, prüfen Sie, verifizieren Sie.

 

4. Reicht technischer Schutz nicht aus?
Nein. Firewalls, Virenscanner und Filter helfen, aber sie stoppen keine überzeugend formulierte E-Mail. Der Mensch bleibt das schwächste Glied – und das wichtigste zugleich. Nur wer aufmerksam prüft, kann Social-Engineering-Angriffe stoppen.

 

5. Wie kann mein Team sich schützen?
Durch kontinuierliches Training, realistische Simulationen und klare Prozesse:

  • Verifizieren Sie jede ungewöhnliche Anfrage über einen separaten Kanal.
  • Melden Sie verdächtige E-Mails sofort.
  • Machen Sie regelmäßige Phishing-Tests zur Routine, nicht zur Ausnahme.

 

6. Was tun, wenn jemand auf eine Phishing-Mail reagiert hat?
Handeln Sie sofort:

  1. Kontaktieren Sie Ihre IT-Abteilung oder das Security-Team.
  2. Ändern Sie Passwörter und trennen Sie betroffene Geräte vom Netz.
  3. Melden Sie den Vorfall intern – ohne Schuldzuweisung.
    Jeder gemeldete Fehler hilft, künftige zu verhindern.

 

7. Was ist der wichtigste Schritt, um Social Engineering zu verhindern?
Kultivieren Sie eine „Pausieren-und-Prüfen“-Mentalität. Wenn etwas dringend oder ungewöhnlich erscheint – stoppen Sie kurz. Ein Anruf oder eine Nachfrage kostet Minuten, ein erfolgreicher Angriff Tausende oder sogar Millionen.