„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“

 

Dieses altehrwürdige Schiller-Zitat sollte nicht nur skeptischen Eltern beim Anblick der neuesten Eroberungen ihres Nachwuchses durch den Kopf gehen. Auch — und gerade vor allem — in Firmenbeziehungen sollte so eine Maxime ganz am Anfang Beachtung finden. Schließlich hängt von einer erfolgreichen unternehmerischen Zusammenarbeit nicht nur das eigene Finanz- und Seelenheil, sondern im Ernstfall das aller Mitarbeiter beider Unternehmen ab.

 

Zum Glück sind exakt ausformulierte Verträge in der Firmenwelt — anders als in zwischenmenschlichen Beziehungen — die Regel. Auch bei IT-Managed Services Provider -Verträgen (MSP) ist das nicht anders. Dennoch schützt auch ein sorgfältig ausgefeilter Vertrag allein nicht vor bösen Überraschungen, wenn man zuvor nicht sicherstellt, dass man wirklich vom Selben spricht.

 

Gerade beim Onboarding und der ersten Analyse der IT-Infrastruktur des Kunden können schnell Fehler passieren, die sich später negativ auf das Verhältnis zwischen MSP und Kunden auswirken. Es ist auch keine Absicht, dass bestehende IT-Services übersehen und nicht im Onboarding erfasst werden: treten später nicht vorhergesehene Baustellen zu Tage, sorgt das für Frust auf beiden Seiten: Beim MSP und seinen Mitarbeitern, weil sich plötzlich Probleme auftun, die nicht im ursprünglichen Angebot und somit in der Planung vorgesehen waren. Beim Kunden und seinen IT-Mitarbeitern, weil das MSP-Versprechen — eine funktionierende IT für einen fixen wiederkehrenden Beitrag — nicht erfüllt werden kann.

 

Einfach mal nackig machen

 

Deswegen sollten gerade bei einem angestrebten MSP-Vertrag beide Seiten keine Scheu davor haben, sich ehrlich „nackig zu machen“. Denn nur, wenn sowohl Dienstleister als auch Kunde von Beginn an genau wissen, woran sie sind, bleiben die Schmetterlinge zum Start auch später im Bauch. Das kann, zugegeben, bei MSP-Verträgen etwas komplexer sein. Das fängt an bei offenen Baustellen, wie veralteter Hardware, Produkte am End-of-Life, Verfügbarkeits- und Performanceproblemen, zu vielen Dienstleistern (Köchen) und nicht vorhandenen Maßnahmenplänen an. Auch eine überdachte Vertrags-, Lizenz- und Passwortorganisation sollte Teil des Onboardings sein. Bestehende IT-Kosten sollten einem gültigen Benchmark gegenüber gestellt werden. Und natürlich sollten sich beide Seiten über die gewünschten SLAs im Klaren sein.

 

Tools wie itpilot helfen dabei, diese Komplexität zu bewältigen und gemeinsam eine gute Grundlage für eine erfolgreiche MSP-Partnerschaft zu legen. „Nackig machen“ und „prüfen, mit wem man sich ewig bindet“, mögen zu Beginn an unangenehm sein. Wer will schon kurz vor einem erfolgreichen Vertragsabschluss über mögliche Hürden reden? Doch bereits Schiller hat gewusst, was bei Missachtung dieser Maxime passiert: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet. Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist lang.“

 

Stand man schon einmal nackig voreinander, darf man den angedachten Partner dann auch ohne Reue küssen.

 

Stanislaw Panow

 

Stanislaw Panow, Geschäftsführer netcos GmbH

 

 

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